Der erste Tag abseits vom Hoch

11. Juli 2015 at 05:53

Tag 13: Bevor ich Deutschland verlassen habe, wurde ich von mehreren Leuten angesprochen dass ich doch nicht nur über die tollen Seiten der Reise schreiben soll, sondern auch über die negativen. Das möchte ich hier und jetzt tun, denn heute hatte ich meinen ersten Tag abseits vom Hoch.

Allein unterwegs

Ich habe vom Anfang an gesagt ich möchte diese Reise alleine bestreiten. Ich möchte Menschen kennenlernen und andere Kulturen erfahren. Es war bisher eine wunderbare Reise und ich habe unzählige wunderbare Menschen getroffen. Nicht alle habe ich bisher hier erwähnt, aber über die Wichtigesten haben ich durchaus geschrieben.

Nun ist es die eine Sache unterwegs Freunde zu finden. Man trifft Menschen mit denen man sich gut versteht und man trifft Menschen mit denen man Freundschaften eingeht. Jede Freundschaft ist immer mit einem Abschied verbunden und ist damit während der Reise eine Freundschaft auf Zeit.

Blöde Sprachbarriere

Warum ich heute keinen Hochtag hatte liegt daran dass ich wohl die unterschiede in der Sprache unterschätzt habe. Ich habe in meinem letzten Post über meinen Host geschrieben bei dem ich mich sehr wohl gefühlt habe und gleichzeitig eine sehr interessante Zeit verbracht habe. Natürlich habe ich den Blog ihm nicht verschwiegen, sondern ganz im Gegenteil mich gefreut dass er meinem Blog folgt auch liest nachdem ich ja ein Übersetzungstool installiert habe.

Heute hat er mich kontaktiert und war nicht sehr glücklich über meinen Post. Im ersten Moment habe ich nicht verstanden warum das so ist, da ich natürlich auf die ungewöhnliche Situation hingewiesen habe aber genauso geschrieben habe dass ich mich bei ihm sehr wohl gefühlt habe. Ich hatte weder den Post so schreiben wollen dass ich mich bei ihm unwohl gefühlt hätte, als auch dass ich die Kommentare so verstanden hätte dass sich über ihn lustig gemacht wird.

Und nun?

Und jetzt bin ich hier, sitze mehr oder weniger allein da und kann niemanden fragen ob meine Wahrnehmung falsch ist. In Deutschland hätte ich mich mit einem Freund auf ein Bier getroffen, über die Situation gesprochen und geschaut ob ich einen Fehler gemacht habe oder nicht. Wer mich kennt weiß, dass ich mir gerne Feedback einhole um meine Eigenwahrnehmung gegen die Fremdwahrnehmung abzugleichen. Das fällt jetzt aber weg.

Was mir also als einzige Option blieb ist meinen Post selbst mal im Englischen zu lesen. Und ich muss gestehen es hört sich wirklich anders an. Eine Sprache ist so komplex und lebt von dem Ton zwischen den Zeilen, dass ein Algorithmus zwar das wesentliche Übersetzen kann aber wohl nicht die Zwischentöne. Inzwischen verstehe ich warum er sich auf die Füße getreten fühlte und habe deswegen meinen letzten Post umgschrieben. Ich lese zwar im Englischen immer noch Stellen heraus die sich unschön anhören, aber ich hoffe dass jeder herauslesen kann dass ich eine gute Zeit bei ihm hatte und er ein sehr guter Host war.

So schaut es heute aus: Kopf ins Kissen drücken und am Besten nicht denken
image-616

So schaut es heute aus: Kopf ins Kissen drücken und am Besten nicht denken

Und deswegen jetzt einen Eintrag?

Diese Situation steht nur beispielhaft für das Tief das ich heute hatte. Ich habe mich alleine gefühlt. Ich habe zwar Menschen getroffen mit denen ich reden konnte, aber niemand kennt mich so gut wie zum Beispiel mein Bester Freund in Deutschland. Niemand weiß so genau wie ich ticke und kann mir so präzise Ansagen machen. Das heißt nicht, dass ich ständig jemanden brauche mit dem ich reden kann. Manchmal ist es einfach schön zu wissen dass ich die Möglichkeit hätte mit jemanden zu reden.

Die nächsten Wochen werden wohl so weiter gehen. Ich weiß nicht wie viel Couchsurfing ich jetzt in der nächsten Zeit noch machen werden. Vielleicht bin ich ein weniger guter Surfer als Host.