Zwei Wochen im Paradies
Tag 200 – 214: Als ich in Fidschi den Flughafen verlasse fühle ich mich wohl! Ich war heute Morgen in Neuseeland erst im Krankenhaus und habe einen Arzt gefragt ob ich überhaupt fliegen könnte da ich mir gerade eine fetzen Nebenhöhlenentzündung zugezogen habe. Jetzt stehe ich hier in der Wärme von Fidschi und die feuchte und warme Luft ist genau das was ich jetzt in diesem Moment brauche.
Vom Flughafen geht es direkt zu meinem Hostel. Ich habe in Neuseeland Deborah kennengelernt und sie erzählte mir dass sie schon seit zwei Tagen hier ist. Wir treffen uns zum Abendessen und ich kann kaum glauben wie viel besser ich mich fühle im vergleich zu heute Morgen. Ich sitze am Strand, eine Palme und ein leckeres Essen vor mir. Es geht schonmal gut los!
Sechs Inseln in zwei Wochen
Am nächsten Morgen geht es dann eigentlich erst richtig für mich los. Ich habe damals in Sydney in meinem Hostel einen Reiseagent kennengelernt über den ich damals ein Paket gebucht hatte. Das Paket enthält insgesamt sechs Inseln inklusive Essen und dem Transport.
Ich werde mit einer Gruppe von anderen Backpackern am Hostel abgeholt und zum Hafen gebracht. Von dort aus geht es auf die Fähre und bereits der erste Halt ist auch schon mein Stop für die nächsten zwei Nächte: South Sea Island.
Die Insel ist winzig und mit mir verlassen etwa 100 andere Menschen die Fähre, wobei ich der Einzige bin der eine große Tasche dabei hat. Ich wunder mich etwas, aber es wird schon seine Richtigkeit haben. Jedenfalls wundert sich hier sonst außer mir niemand.
Das Boot legt an und eine Gruppe aus drei Männern und einer Frau spielen Gitarre und singen. Es handelt sich dabei um einen Willkommenssong. Meine Augen sind riesig und mein Mund steht offen. Irgendwie hab ich es geschafft ins Paradies zu kommen. Ich fühle mich wie das Kind im Süßwarenladen das gerade gesagt bekommen hat dass es sich raussuchen kann was auch immer es will.
Der Tag geht vorbei während ich fast ausschließlich in der Hängematte liege, lese und regelmäßig einschlafe. Am Nachmittag treffe ich dann doch noch ein paar Reisende die die Nacht hier verbringen. Auf dieser kleinen Insel kann man sich nicht wirklich aus dem Weg gehen und inzwischen möchte ich auch nicht mehr meine Ruhe haben. Inzwischen habe ich wieder lust mit Fremden ins Gespräch zu kommen und neue Freunde zu finden – offensichtlich ein Zeichen dafür dass es mir wieder besser geht.
Einmal „Cast Away“ und zurück bitte
In meinem Paket ist für den nächsten Tag ein Ausflug mit der „Seaspray“ eingeplant. Ich treffe hier zwei deutsche Aupair Mädels, die gerade in Neuseeland in einer Familie leben und jetzt hier in Fidschi zwei Wochen Urlaub machen. Sie haben ebenfalls die „Seaspray“ auf dem Plan für heute und somit ziehen wir zusammen los.
Am frühen Morgen geht es erstmal mit der Fähre nach Mana Island wo die Tour mit der „Seaspray“ beginnt. Die „Seaspray“ ist ein großes Segelschiff, wobei die Segel eher zur Dekoration dienen, denn das Schiff fährt – jedenfalls heute – die ganze Zeit mit einem Motor.
Auf dem Schiff gibt es – wie wohl überall hier – wieder eine Musiker Gruppe die uns mit Gitarrenmusik und Gesang verwöhnt. Es wirkt so als würde jeder der in Fidschi geboren wurde wissen würde wie man Gitarre spielt und obendrein noch ein begabter Sänger ist. Zur gesamten Atmosphäre passt dann auch noch dass hier alles inklusive ist. Man kann sich hier verwöhnen lassen!
Nach etwa einer Stunde auf dem Schiff kommen wir an die „Cast Away“ Insel, also die Insel auf der der Film „Cast Away“ gedreht wurde. Ich wusste nicht mal dass der Film in Fidschi gedreht wurde! Wir werden von der „Seaspray“ mit dem Beiboot übergesetzt und verbringen eine Stunde hier. Sonnenbaden, schwimmen, Fotos machen. Die Stunde vergeht wie im Fluge!
Als wir wieder zurück zur „Seaspray“ kommen ist das Mittagessen auch schon fertig. Es wird auf dem Schiff gegrillt! Die Salzluft hat mich gut hungrig gemacht. Während wir alle kräftig reinhauen fährt das Schiff weiter zur nächsten Insel. Hier gibt es ein kleines Dorf und wir werden dort die Möglichkeit haben einer Kava-Zeremonie beizuwohnen bevor wir durch das Dorf geführt werden.
Als wir der Insel näher kommen sind viele Kinder im Wasser und winken uns zu. Wir werden mit einem freundlichen „Bula“ begrüßt und kommen schließlich ins Gemeinschaftsgebäude in dem zwei Fidschianer in traditioneller Kleidung sitzen. Bevor wir uns setzen wird ein Chief bestimmt. Der Führer schaut mich an, aber ich mach keine Regung. Ich war bereits in Neuseeland der Chief während ich mit den „paarenden Delfinen“ das Maori Dorf besucht hatte, heute darf jemand Anderes es machen.
Die Zeremonie ist kürzer als ich dachte und der Chief hat nur die Aufgabe als erstes den Kava zu trinken. Nachdem jeder der wollte auch etwas Kava getrunken hatte geht es über den Markt (der extra für uns Touristen da ist) dann durch das Dorf. Überall hört man „Bula“ und wir waren alle damit beschäftigt mit einem freundlichen „Bula“ zu antworten. Es ist kaum zu beschreiben wie glücklich hier alle wirken und wie freundlich wir als eine der täglichen Touristengruppen behandelt wurden.
Als wir nach der Tour wieder zurück auf der Seaspray waren gab es für alle die Möglichkeit noch etwas im türkisfarbenen Wasser zu schwimmen. Nachdem ich mich noch nicht wieder ganz gesund gefühlt hatte beschloss ich vernünftig zu bleiben und nicht ins Wasser zu springen. Immerhin habe ich ja noch einige Zeit hier in Fidschi. Genug Zeit mich in dieses wunderbare Wasser zu stürzen.
Und dann treffe ich Yasemin und eine Familie
Als ich wieder zurück auf der South Sea Island bin treffe ich den Teil der Gruppe von gestern, der heute nicht abgereist ist. Zudem gibt es einige Neuankömmlinge, unter anderem Yasemin. Ich weiß zu dem Zeitpunkt noch nicht dass meine Reise in Fidschi fest mit ihr verbunden sein wird. Yasemin kommt aus Mainz, arbeite beim ZDF und hat Deutschland verlassen um eine Zeit als Aupair Girl in Neuseeland zu verbringen. In Fidschi ist sie gerade auf dem Weg Richtung Neuseeland.
Wir haben nur losen Kontakt aber nicht ohne festzustellen dass wir genau die selbe Route haben, jedoch ist sie einen Tag zeitversetzt zu meinem Reiseplan. Am nächsten Morgen verabschiede ich mich von allen und gerade von Yasemin mit den Worten „bis Morgen“. Heute geht es nämlich für mich weiter zu meiner zweiten Insel, zur Naqalia Lodge.
Von der Fähre werde ich mit dem Beiboot meiner Unterkunft abgeholt und ich sitze hier mit Mitch und Zoe aus Australien. Wir wissen alle noch nicht so recht was uns erwarten wird, aber der Bootsführer erzählt uns dass sein Name Aku ist und es noch einen Aku dort gibt, sodass wir ihn doch Nummer 1 nennen sollen und den anderen Nummer 2.
Wir kommen am Strand der Naqalia Lodge an und werden abermals mit Gitarrenmusik und Gesang begrüßt. Es gibt einem gleich in Gefühl von Willkommen sein. Am Strand lernen wir dann Aku Nummer 2 kennen. Eigentlich ist Nummer 2 der Besitzer der Lodge, weswegen ich bis zum Ende nicht wusste wer jetzt Nummer 1 und wer Nummer 2 ist.
Wir bekommen eine Einführung von dem Besitzer und nachdem ich meine Tasche ins Dorm gebracht habe lege ich mich wieder in die Hängematte und schlafe ein. Was für ein schönes Leben ich hier habe! Später gehe ich dann zum Nachmittagstee hinauf auf die Terasse und lerne hier Wolfgang und Csenge kennen, die beide hier in ihren Flitterwochen sind. Später am Nachmittag kommen dann noch die Deutschen Lisa und Philip dazu und damit sind wir komplett für diesen Tag.
Der Tag klingt mit einem gemeinsamen Abendessen aus, während wieder einige der Brüder und Cousins hier aus der Familie währenddessen singen. Ich merke wie in diesem Familienbetrieb alle zusammenarbeiten um die Gäste vollkommen in der Familie willkommen zu heißen.
Der nächste Morgen beginnt für mich relativ früh, da ich am Abend sehr früh ins Bett gegangen bin. Ich sitze in paradiesischer Kulisse und lese mein Buch bis es Frühstück gibt. Wieder sitzen alle Gäste hier zusammen und die Zeit verfliegt nur so. Bis fast zum Mittagessen sitzen wir alle zusammen und unterhalten uns. Wir sind hier alle auf einer Wellenlänge – so ein Glück!
Kurz vor dem Mittagessen kommt dann auch Yasemine zu uns. Ich habe allen schon vorher erzählt, dass Yasemin kommen wird und sie wird mit einem großen „Bula“ begrüßt. Yasemin und ich beschließen für heute Abend die „Summit Tour“ zu machen. Wir werden auf den höchsten Punkt auf der Insel geführt und von dort aus sollen wir den Sonnenuntergang bestaunen können.
Als wir uns auf machen geht es gleich ordentlich den Berg hinauf. Ich merke wieder wie ich mich innerlich freue endlich wieder etwas „Sport“ machen zu können. Allerdings ist Yasemin nicht unbedingt so sportlich wie ich und damit macht ihr der Aufstieg ziemlich zu schaffen. Nach dem ersten Stück machen wir Pause und Yasemin muss sich erstmal etwas ausruhen.
Ich mache mir sorgen um sie und auch um unsere Tour, da ich schon gerne noch vor dem Sonnenuntergang oben ankommen möchte. Ich feuer sie etwas an und sie gibt auch wirklich alles. Auch wenn es richtig anstrengend für sie wird beißt sie die Zähne zusammen und geht immer weiter.
Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir an einem Platau an. Von hier aus wird Yasemin den Sonnenuntergang anschauen, während ich mit Matt (unserem Führer) und seinem Cousin noch ganz nach oben weiter kletter. Wir haben unseren Spaß und rennen dieses letzte Stück den Berg hinauf. Ich schnaufe richtig und schwitze. Man gehts mir gut!
Nachdem die Sonne fast untergegangen ist geht es wieder zurück. Wir sammeln Yasemin auf dem Weg nach unten wieder ein und laufen fast im Dunkeln zurück zur Lodge. Auf dem Weg unterhalten wir uns wieder viel mit Matt und Ben und haben inzwischen richtig hunger.
Zurück in unserer Unterkunft und bei den Anderen gibt es dann Abendessen und für mich einen „Goodbye“ Song. Ich bin morgen der Einzige der hier weiterziehen wird und als sie mir diesen Song singen wird es mir ganz schwer ums Herz. Innerhalb von diesen zwei Tagen hat mir die Familie hier das Gefühl gegeben wirklich dazuzugehören. Ich war nicht einfach nur ein Gast sondern ein Bruder, Cousin oder Onkel. Na wenn sich das jetzt schon so anfühlt, wie wird das wohl erst morgen werden wenn ich tatsächlich zur Fähre muss?
Und auf einmal ein Hai
Nachdem Yasemin und ich das selbe Paket hatten stand neben dem „Summit Walk“ hier in der Naqalia Lodge auch „Shark Feeding“ auf dem Programm. Ich wusste nicht so recht was ich mir darunter vorstellen sollte, allerdings habe ich mal gehört dass Haie prinzipiell nicht an Menschen interessiert sind, weswegen ich mir keine großen Sorgen machte. Yasemin hingegen hatte richtig Bedenken. Wir haben beschlossen das dann gemeinsam zu machen.
Heute kommt gegen 11 Uhr die Fähre und ich muss sie erwischen damit ich zu meiner nächsten Unterkunft kommen kann. Deswegen geht es direkt nach dem Frühstück los aufs Boot während meine Sachen im Schlafsaal schon fertig gepackt darauf warten in einer hau-ruck Aktion zur Fähre gebracht zu werden. Wir halten mit dem Boot kurz an und einer der beiden Guides springt aus dem Boot um ein paar Fische mit der Harpune zu fangen.
Nachdem wir das Futter für die Haie hatten fahren wir etwas weiter und als wir zu einem Korallenriff kommen sehen wir schon mehrere Haie unter uns im Wasser schwimmen. Ich freue mich schon auf diese Erfahrung und merke wie Yasemin richtig Angst bekommen. Die Guides und ich reden ihr gut zu und sie springt schließlich ins Wasser. Wir schwimmen etwas vom Boot weg und haben immer die Haie im Blick. Der Guide kennt offensichtlich die Haie, denn er hat keine Angst.
Yasemin hat ihre GoPro dabei und filmt wie der Guide mit dem Hai spielt. Es wirkt alles eigentlich recht ungefährlich. Immer wieder schwimmt ein Hai auf mich direkt zu, dreht aber direkt vor mir wieder ab. Jedesmal wenn ich die Zähne auf mich zukommen sehe merke ich allerdings wie ich unbewusst schlucke. Yasemin schaltet die GoPro aus, sie soll den Hai mal berühren. Sie hat Angst, aber will es trotzdem machen. Ich bewundere wie sie schon beim „Summit Walk“ sich selbst und ihre Erschöpfung besiegt hat. Hier tut sie es abermals.
Sie streckt ihren Arm aus und auf einmal ändert der Hai direkt vor ihr die Richtung. Und dann passiert es: Die Zähne des Hais befinden sich in Yasemins Arm. Wir sind gerade zu dritt im Wasser und wir alle schauen uns an mit einem Gesichtsausdruck der zeigt dass wir nicht glauben können was gerade passiert ist. Yasemin zieht ihren Arm zurück, aber der Hai steckt mit seien Zähnen fest. Nach etwa einer halben Sekunde kommt der Hai frei und Yasemin streckt ihren Arm aus dem Wasser. Das Blut tropft.
Sie schwimmt mit dem anderen Arm zurück zum Boot. Ich nehme sie an der Schulter und schiebe sie, damit sie es leichter zum Boot schafft. Aku zieht sie aus dem Wasser bevor ich und unser anderer Guide ins Boot kommen. Uns ist allen der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Aku zieht sein Shirt aus und wickelt es Yasemin um den Arm. Sie steht unter Schock und starrt leicht wimmernd vor sich her.
Als wir bei der Lodge ankommen kümmert sich die Familie gut um sie. Ich lasse sie kurz alleine da ich schnell meine Reiseapotheke hole. Als ich zurück zu ihr komme sehe ich sie am Tisch sitzen, wild schluchzend. Ich gehe zu ihr und rede mit ihr nun auf Deutsch. Der Schock kommt jetzt richtig durch und sie kann kein Englisch mehr sprechen. Ich mache mir Sorgen um sie. Ich beschließe heute nicht zu gehen. Als Yasemin nicht mehr ganz so sehr weint gehe ich zu Aku (Nummer 1) und frage ihn ob ich noch eine Nacht verlängern kann. Eigentlich kann ich das mit meinem Paket nicht, aber mit mehreren Telefonaten geht es dann doch.
Später kommen dann noch Wolfgang und Csenge dazu. Sie arbeiten beide im Krankenhause in Wien und sind top ausgestattet. Nachdem sich die Wogen etwas geglättet haben geht es Yasemin auch wieder besser und wir betrachten die Verletzungen etwas näher. Es scheint nichts schlimmes passiert zu sein. Vermutlich wird sie ein paar Narben davon tragen, sonst aber keine negativen Folgen haben.
Nach dem Mittagessen legt sich Yasemin etwas hin und ich gehe mit allen anderen zum Schnorcheln beim nahegelegenen Korallenriff. Hier gibt es keine Haie, dafür viele andere Fische und richtig große Korallen. Mir geht es richtig gut und ich habe meinen Spaß immer wieder so tief runter zu tauchen wie ich es mir zutraue. Hier hole ich mir dann auch tatsächlich einen richtig schlimmen Sonnenbrand. Ich habe mir meinen Rücken zwar eingekremt, allerdings habe ich unterschätzt wie stark die Sonne hier herunter brennt und vor allem wie lange ich meinen Rücken zur Sonne strecke beim Schnorcheln.
Am Abend gibt es dann was besonderes. Nachdem ich ja verlängert hatte kam ich dann auch in den Genuss eines traditonell zubereiteten Abendessens: Das Essen wird zusammen mit heißen Steinen im Boden vergraben und nach mehreren Stunden kann man es wieder heraus holen und essen. Das klingt doch stark nach der selben Zubereitung der Maori in Neuseeland.
Das Essen wird hier traditionell am Boden gegessen wobei auch kein Besteck verwendet wird. Es hat mal wieder – wie so oft hier – hervorragend geschmeckt. Nach dem Essen gibt es dann noch eine traditionelle Kava Zeremonie. Eigentlich ist das Kava trinken nichts besonderes mehr, wir saßen hier jeden Abend zusammen und haben immer etwas Kava getrunken. Doch heute ist es etwas anders. Heute geht es nicht so sehr darum den Kava zu trinken, sondern viel mehr um die Zeremonie. Dafür haben sich ein paar Jungs hier richtig in Schale geschmissen.
Der Abend war aber noch nicht vorbei. Denn jetzt geht es um die Abend Show. Heute Abend ist ein Bauchtänzer (ja, ich verwende hier absichtlich die maskuline Form) hier in der Lodge, der sein Können dann schließlich zum Besten gibt. Es folgen noch ein paar Tänze anschließend bei denen wir alle fleißig mittanzen und wir haben so richtig unseren Spaß.
Der nächste Morgen kommt und irgendwie habe ich einen kleinen Knoten im Bauch. Heute müssen wir weiterziehen. Heute werden wir diese großartige Familie verlassen und werden dennoch so etwas wie ein Familienmitglied bleiben. Aber nicht nur die Familie ist uns allen ans Herz gewachsen, sondern auch alle Gäste die hier waren. Wir sind über die letzten Tage zu einer großen Familie zusammengewachsen. Wieder so ein blöder Abschied!
Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und machen uns bereit zur Fähre gebracht zu werden. Wir scherzen noch etwas herum, man merkt allerdings dass es uns allen schwer fällt uns zu verabschieden. Immerhin werden wir heute zu sechst sein, die zur Fähre Richtung Norden gebracht werden. Wir machen noch ein letztes Abschiedsfoto und schon geht es los: „Boaaaaaaarding!“
Eine neue Familie in White Sandy Beach
Als Yasemin und ich im kleinen Beiboot zum White Sandy Beach sitzen, sind wir nicht die einzigen Gäste die gerade ankommen. Insgesamt sind wir zu sechst auf dem Boot und wir unterhalten uns alle auf Englisch. Wir werden von den Angestellten im White Sandy Beach wie immer mit Gitarrenmusik und einem großen „Bula“ begrüßt und als ich mich einer Fidschi Frau Namens „Sulu“ vorstelle bekomme ich einen kleinen Klapps auf die Hand: „Du bist also der, der eigentlich gestern hätte kommen sollen! Herzlich Willkomen bei uns.“
Nach der Begrüßung sitzen wir alle zusammen. Wir unterhalten uns nach wie vor auf Englisch, mir ist aber durch den Akzent schon klar, dass wir eigentlich alle auch Deutsch sprechen könnten. Nach ein paar Minuten ist es klar und wir – die einzigen Gäste hier – werden zur großen deutschen Gruppe.
Am Nachmittag kommt die Fähre Richtung Süden und bringt zwei neue Ankömmlinge: Jens aus (Überraschung!) Deutschland und Tessa aus Kanada. Arme Tessa! Unsere gesamte Gruppe rutscht immer wieder ins Deutsche, aber irgendwie schaffen wir es immer wieder Tessa an unseren Gesprächen teilhaben zu lassen. Nicht zuletzt durch Tessas konstantes einschreiten: „In english please!“.
Wir verstehen uns gut! Wir haben unseren Spaß zusammen und die Zeit vergeht wie im Fluge. Wir machen keine spektakuläre Sachen, sondern spielen einfach nur Karten, unterhalten uns oder lesen in unseren Büchern. Immer mal wieder gibt es von den Angestellten organisierte Aktivitäten. Z.b. gibt es einmal eine Runde Tauziehen, die das eine Team nur durch cheaten gewonnen hat (und jetzt darf jeder mal raten in welchem Team ich war), eine Runde Volleyball dessen Motto heute „White Men Can’t Jump“ (hier gehts zum Film Trailer) war oder ein Kokosnuss Wettkampf am Strand.
Am Abend sitze ich noch mit den drei Jungs zusammen und wir spielen Karten. Die Mädels sind schon alle ins Bett gegangen. Auf einmal ist es genau 22 Uhr und das Licht geht aus. Energie sparen ist angesagt. Mit der Taschenlampe spielen wir noch die Runde fertig und gehen schließlich ins Bett. Gegen 4 Uhr morgens weckt mich meine Blase und ich verlasse den Schlafsaal Richtung Toiletten. Ich bin verschlafen und muss über den Balkon in einen anderen Teil des Gebäudes laufen. Und auf einmal habe ich diesen „Wow Moment“.
Ich stehe hier auf einer Insel in der Mitte des Pazifiks, auf der gesamten Insel gibt es keinen Strom und damit kein Licht und am Himmel ist kein Mond zu sehen. Hier sehe ich einen Sternenhimmel, den ich in meinem Leben noch nicht gesehen habe. Millionen und Abermillionen Sterne erleuchten den Himmel über mir. Wenn ich nur nicht so müde wäre, würde ich hier länger stehen bleiben als die fünf Minuten die ich tatsächlich hier stehe. Mit einem großen Grinsen lege ich mich wieder hin. Das hat sich gelohnt!
Der nächste Tag beginnt wieder sehr gemütlich und nach dem Frühstück sitzen wir alle wieder zusammen. Kurz vor dem Mittagessen kommt eine neue Gruppe auf der Insel an und wir haben unseren Spaß damit vorher zu schätzen was für Nationalitäten kommen werden. Es kommen zwei Engländer, zwei Deutsche und zwei Mädels aus Hong Kong. Wir sprechen etwas mit ihnen aber sie scheinen alle kein großes Interesse daran zu haben unserer Deutsch-Kanadischen Familie beizuwohnen.
Am Nachmittag gehen dann Yasemin, Tessa, Jens und ich zum Schnorcheln. Diesmal bin ich mit T-Shirt im Wasser, denn der eine Sonnenbrand reicht mir. Wir haben viel Spaß zu dritt im Wasser und erkunden das Korallenriff und all die Fische darin. Etwas lerne ich hier allerdings recht schnell: Man sollte nicht lachen während man ein paar Meter unter der Wasseroberfläche ist. Man hatten wir einen Spaß.
Am Abend gibt es dann noch etwas besonderes: (Fast) alle Angestellten treffen sich vor dem Haupthaus (fast direkt am Strand) und singen, tanzen und spielen Spiele mit uns. Wir haben so einen Spaß und mein Teampartner für heute Abend ist Dee. Sie rettet mich paarmal als ich eigentlich eine falsche Bewegung machen möchte. Wir sind ein gutes Team!
Anschließend gibt es ein Lagerfeuer direkt am Strand. Wir sitzen drum herum und unterhalten uns. Ich sitze neben Tessa. Ich gehe kurz auf Toilette und als ich wieder zurück komme höre ich einen kurzen Gesprächsfetzen von einer der Deutschen Mädels hier. Es hatte irgendwas mit ihrem Exfreund zu tun, aber ich schenke dem Ganzen keine große Bedeutung. Als ich wieder am Feuer saß werde ich dann direkt von den Anderen angesprochen ob ich denn letzte Nacht etwas gehört hätte.
Ich mache einen Spaß und sage „Ja, ich habe Lisa gehört wie sie im Schlaf über ihren Exfreund gesprochen hat.“ Sie schaut mich mit großen Augen an und presst ein „WAS?!“ heraus. Anscheinend habe ich den Kontext richtig interpertiert. Alle lachen und ich flüstere Tessa ins Ohr, dass ich nichts gehört habe und eigentlich keine Ahnung habe worum es geht. Ich möchte aber mein Glück noch etwas herausfordern.
Ich wende mich wieder an Lisa und sage: „Ja, aber kannst du mir sagen wer… Hmm… Wie war das? Jo oder Joe oder John oder so ähnlich ist?“. Sie bekommt wieder den Gesichtsausdruck mit den großen, aufgerissenen Augen und presst nur ein „JOHANNES?!“ heraus. Ich sage „Ja, genau das! Wer ist das?“ und sie schreit „Das ist mein Exfreund!!!“ Die gesamte Gruppe bricht in Gelächter aus wobei ich eher lache dass ich durch Zufall den richtigen Anfangsbuchstaben erwischt habe.
Tessa dreht sich zu mir hin, lacht und flüstert leise: „Du bist ein böser Mensch.“ Wir haben unseren Running Gag für die nächsten Stunden gefunden. Natürlich habe ich später nicht für mich behalten dass ich Nachts nichts gehört hatte und eigentlich keine Ahnung hatte worum es geht. Es hat aber dennoch richtig Spaß gemacht.
Hier trifft mich dann auch eine Erkenntnis: Ich schaue sehr gerne die Fernsehserie „How I Met Your Mother“ und es gibt in einer Folge eine Darstellerin die auf eine Reise aufbricht. Die Reise wird dann als sehr exotisch und ungewöhnlich dargestellt. Ich habe mir oft gedacht, dass das alles nur eine Serie ist und eine eigentlich Reise garnicht so exotisch ist.
Hier, in Fidschi, ist meine Reise genau das: Es ist nachts, ich bin Obenohne und Tanze zwischen den Palmen. Der Sand zwischen meinen Zehen, das Meer rauscht direkt neben mir und die Gitarrenmusik verklingt in den Weiten des Sternenhimmels über mir. Jedem geht es gut, alle Lachen! Ich bin im Paradies!
Am nächsten Tag geht es weiter für uns. Nur die beide Deutschen Mädels werden hier weiter in White Sandy Beach bleiben. Tessa und Jens fahren heute mit der Fähre Richtung Süden, Yasemin, ich und die beiden deutschen Jungs werden die Fähre Richtung Norden nehmen.
Bevor es aber auf die Fähre geht wollen wir alle noch zum „Honey Moon Beach“ laufen. Man muss dafür nur über einen kleinen Hügel klettern und ist dann innerhalb von 10 Minuten zum Strand hingelaufen. Unsere Deutsch-Kanadische Familie läuft also dorthin und wir machen noch ein paar Abschiedsfotos gemeinsam dort. Es ist schön wie sehr unsere Gruppe zusammengewachsen ist und das nach nur zwei Tagen gemeinsam.
Was für eine beeindruckende Person
Die Fähre kommt und es geht weiter auf eine neue Insel und damit auf zu neuen Abenteuern. Auf dem Beiboot zur Nabua Lodge sitzt neben Yasemin und mir noch ein Mädel. Wir haben sie beide schon auf der Fähre gesehen und haben dort schon beschlossen, dass sie eine Deutsche sein muss. Es ist lustig wie man manchmal Menschen durch ihr Aussehen schon zuordnen kann, vor allem wenn man länger reist.
Bei der Anmeldung in der Lodge sehe ich dass sie aus München kommt und sie wirft einen Blick auf meine Anmeldung: Fürth. Wir reden kurz und ich stelle fest, dass sie nicht komplett klar spricht. Allerdings kann ich nicht ganz einordnen warum das so ist. Während unseres Gesprächs erzählt sie mir dass sie (und ich zitiere hier) „stock taub“ ist und kein Wort hören kann. Sie hat sich allerdings selbst beigebracht zu sprechen und ihre Stimme zu nutzen sodass sie mit Bekannten sprechen könne.
Sie hat zudem gelernt von den Lippen zu lesen. Wenn man also Deutsch mit ihr spricht und sie kann die Lippen sehen dann versteht sie alles. Ich bin beeindruckt! In meinem Dojo habe ich einen Freund der blind ist, jedoch habe ich bisher noch nie jemanden kennengelernt der taub ist. Ich hätte jetzt so viele Fragen, aber ich will nicht unhöflich sein und zu viele Fragen auf einmal stellen.
Später sitze ich alleine auf der Terasse und suche im Internet wie Zeichensprache aufgebaut ist. Mein Interesse ist geweckt und wenn Sabrina (so ihr Name) schon so viel Arbeit investiert hat um mit uns sprechen zu können, dann kann ich doch wenigstens ein wenig versuchen ein paar Zeichen zu lernen. Später kommt Yasemin zu mir und wir sprechen darüber wie beeindruckt wir beide von Sabrina sind.
Wir sind gerade mitten in unseren Recherchen vertieft als Sabrina kommt. Wir reden wieder viel und sie erzählt dass sie sehr viel Aufklärungsarbeit betreibt. Sie sagt mir explizit dass ich sie fragen soll was immer ich fragen will, denn wenn ich nicht frage dann wirkt es als hätte ich kein Interesse. Na das muss man mir nicht zweimal sagen!
Ich frage bis mir nichts mehr einfällt und sie bringt uns auch ein paar einfache Sachen bei. Später am Abend sitzen wir mit dem Australier Jack und einem Argentinischen Paar zusammen. Sie unterhält sich mit mir und Yasemin auf Deutsch und mit Jack auf Englisch indem sie auf einem Block schreiben.
Nachts liegen wir alle im selben Schlafsaal und anscheinend vergreift sich ein Tier an meinen Cookies. Ich wache von dem Geraschel auf und schmeiße die ganze Packung inklusive Tier in den Abfall. Keine Ahnung ob es geklappt hat, aber das Geraschel ist damit weg.
Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück sitzen frage ich Sabrina geistesabwesend ob sie den Lärm letzte Nacht gehört hätte. In dem Moment als ich Worte meinen Mund verlassen haben merke ich was für einen Blödsinn ich gerade gesagt habe. Ich fühle mich etwas schuldig, aber sie sieht es eher wie einen Spaß an. Bin ich froh, dass Sabrina so locker ist.
Nach dem Frühstück geht es für mich, Yasemin und Sabrina los auf eine Höhlen-Schnorchel-Tour. Wir werden mit ordentlicher Verspätung von einem kleinen Boot abgeholt und zusammen mit Anderen fahren wir eine halbe Ewigkeit über das Meer, an mehreren kleinen Inseln vorbei bis wir schließlich an einem steinigen Strand anlegen.
Wir bekommen eine kurze Erklärung was uns gleich erwarten wird: Wir werden in eine Höhle gehen, die erste Kammer hat einen Durchbruch an der Decke sodass man darin Licht hat. In der ersten Kammer werden wir ins Wasser springen um dann an der gegenüberliegenden Wand unter der Steinwand hindurch zu tauchen um dann in die zweite Kammer zu kommen.
In der zweiten Kammer gibt es dann auch kein Tageslicht mehr. Es ist absolut dunkel! Wir werden dort von einem Guide in Empfang genommen und haben dann die Möglichkeit in vollkommener Dunkelheit etwas zu schwimmen bevor wir wieder zurück kommen. Sabrina steht während der Erklärung neben mir. Ich sage dem Guide dass Sabrina nichts hören kann und frage wie dunkel es dort ist, da sie bei absoluter Dunkelheit weder sehen noch hören kann.
Während ich das sage gibt mir ein großer Mann mit extrem vielen Tatoos einen Knickstick in die Hand, der bei Dunkelheit leuchten kann. Ich habe ihn schon öfters gesehen: Beim Tagesausflug auf die Seaspray und so ziemlich jedesmal als ich auf der Fähre war. Ich bedanke mich, aber Sabrina meint dass sie in der ersten Höhle bleiben wird. Yasemin hat auch etwas bedenken und will nicht unter der Felswand hindurch tauchen, sodass sie bei Sabrina bleiben wird.
Wir gehen in die Höhle und genießen das endlich mal etwas kältere Wasser. Sowohl Sabrina als auch Yasemin holen ihre GoPros raus und halten alles fest. Ich habe meine Kamera ja verloren und habe das auf dieser Reise schon sehr oft bereut. Gerade ist wieder so ein Moment.
Ich tauche in die dunkle Höhle und sehe lediglich das Licht aus der ersten Höhle unter der Wasseroberfläche durchschimmern. Es wirkt etwas surreal. Der Guide auf der anderen Seite erzählt uns eine Geschichte von einem Fidschi Häuptling der seine Frau hier versteckt hat um sie zu beschützen und dass in dieser Höhle sowohl Süß- als auch Salzwasser sei.
Nach wenigen Minuten tauche ich wieder zurück in die erste Kammer. Wir gehen kurz darauf wieder aus der Höhle heraus und der Mann am Ausgang sagt wir sollen auf unseren Kopf aufpassen. Ich drehe mich zu Sabrina um und sage ihr dass sie auf ihren Kopf aufpassen soll. Als wir draußen sind höre ich wie sie hinter mir meinen Namen ruft. Ich drehe mich um und Sabrina erzählt mir dass sie sich dennoch den Kopf angestoßen hat. Wir müssen beide lachen.
Ein paar ältere Damen verkaufen hier Souvenire und ich schlage tatsächlich zu: Eine Kette und ein Armband sollen es werden. Nach kurzer Zeit geht es dann mit dem kleinen Boot zurück zu unserer Unterkunft. Kurz nachdem wir dort ankommen gibt es Mittagessen und danach heißt es wieder „Boarding!“.
Eine Luxusunterkunft
Heute ziehe ich zu Barefoot Manta um. Eigentlich bin ich nicht sehr glücklich denn sie haben sich hier quer gestellt meine Reservierung zu verschieben. Als ich allerdings mit dem kleinen Beiboot etwas näher komme bleibt mein Mund offen. Das ist ein deutlich luxoriöseres Resort als ich es bisher hier in Fidschi je besucht habe.
Ich werde zu meiner Hütte geführt und niemand ist drinnen. Es ist komisch, denn auf den letzten Inseln bin ich immer mit Yasemin angekommen und jetzt auf einmal kenne ich hier niemanden. Es ist aber auch in Ordnung. Ich weiß inzwischen wie sehr ich das alleine sein genieße und ich genieße es hier wieder: Ich lese mein Buch, sitze am Strand, springe ins Wasser.
Der Abend und das Abendessen kommen näher. Nach einer ausgiebigen Dusche setze ich mich aufs „Sunset Deck“ und genieße den Sonnenuntergang. Ich sitze alleine an meinem Tisch und esse. Ich sehe am Tisch vor mir drei Mädels sitzen. Sie sind laut, aber auch faszinierend. Ich könnte mich nicht entscheiden welche der drei mir wohl besser gefallen würde.
Nach der Vorspeiße kommt eine der drei Mädels auf mich zu und meint ich könnte gerne mit ihnen essen wenn ich möchte. Na das nenne ich mal Glück. Ich sitze mit den dreien zusammen und wir verstehen uns gut. Wir scherzen herum und ich erfahre viel von ihren Reisen und was sie hier nach Fidschi gebracht haben. Wir sind alle auf „Fiji Time“ gepolt und werden sehr früh müde. Es geht wieder früh ins Bett, aber nicht ohne ein langes Gespräch beim Zähneputzen unter Sternenhimmel.
Am nächsten Morgen verschlafe ich das Frühstück. Ich wache um 9:10 Uhr auf und sollte eigentlich um 9:15 zum Schnorcheltrip kommen. Schnell gehts in die Badehose und auf zum Treffpunkt. Heute gehts ausnahmsweise mit einem Guide zum Schnorcheln der mir und einem älteren britischen Ehepaar ein paar Besonderheiten des Korallenriffs zeigt.
Er erklärt mir auch, dass sie hier vom Resort aus ziemlich viel für den Erhalt der Korallenriffe tun. Zum Beispiel gibt es hier einen Seestern der die Korallen frisst und damit das Riff zerstört (im Englischen gibt es einen Unterschied zwischen Starfish und tatsächlich Seastar [der dieser Korallenfressende Seestern ist]). Wenn sie beim Schnorcheln solch einen Seestern entdecken, dann holen sie ihn aus den Wasser um die Korallen zu schützen.
Beim Schnorcheln sehen wir auch tatsächlich so einen Seestern und unser Guide taucht mit einem Metallhaken und einen Sack mehrere Meter tief hinunter um das Tier hoch zu holen. Der Seestern ist wirklich gigantisch groß und schaut nicht so schön aus wie die kleineren Exampel.
Nach dem Schnorcheln komme ich zurück und sehe die drei Mädels am Strand liegen. Es kommt zum Wettbewerb um die Tanline. Ich lege mich daneben in eine Hängematte und schlafe irgendwann ein. Am späten Nachmittag kommt Yasemin und Jack von der Nabua Lodge zu uns. Mal wieder gibt es ein großes Hallo und wir treffen uns später alle zusammen zum Abendessen.
Inzwischen ist es schon wieder etwas später geworden und es wird wieder Zeit für eines der Highlights: Das Abendessen. Inzwischen hat sich wie durch Zauberhand die Schwedin Emilia zu uns dazu gesetzt. Ich weiß inzwischen nicht mehr wann ich sie das erste mal gesehen habe, sie war auf einmal da.
Wir sitzen alle zusammen auf dem Sunset Deck und haben so richtig unseren Spaß. Wieder einmal hat sich so eine richtig gute Gruppe gefunden. Wir lachen viel und genießen das Leben so wie es ist, hier im Paradies! Irgendwann kommt die Frage nach einem Lagerfeuer auf. Nachdem aber keiner der Angestellten eines entzünden möchte nimmt das Ronja selbst in die Hand und sucht Brennbares und sammelt es am Strand.
Und wieder einmal kommt dieses Gefühl in mir auf. Das Gefühl hier das absolute Glück gefunden zu haben. Wir stehen hier am Strand, die Füße werden regelmäßig von den Wellen umspühlt, das Feuer gibt allen einen roten Schimmer und die Sterne leuchten über uns. Als großes i-Tüpfelchen bin ich von Menschen umgeben die ich richtig gern habe. Das Reisen wieder einmal…
Am nächsten Morgen verschlafe ich das Frühstück ausnahmsweise nicht. Ich treffe mich mit allen und checke aus. Die Fähre kommt erst am späten Nachmittag sodass wir richtig viel Zeit heute noch gemeinsam haben. Wir sitzen viel zusammen, unterhalten uns, gehen ins Wasser oder lesen. Ich spreche heute ein wenig mit Emilia und sie erzählt mir warum sie zur Zeit etwas stiller ist als sie es normalerweise ist.
Später am Nachmittag heißt es dann mal wieder Abschied nehmen. Die drei Mädels vom ersten Abend und Emilia kommen heute mit mir auf die Fähre, jedoch Yasemin und Jack bleiben hier. Ich weiß dass ich Jack nicht wieder sehen werde, aber ich hoffe Yasemin nochmal in Nadi zu treffen.
Partyhochburg
Ich sitze auf der Fähre mit den Mädels zusammen. Emilia ist die Erste die von Board geht. Als ich aufs Deck gehe um mich von ihr zu verabschieden höre ich wieder Deutsche neben mir sprechen. Diese Deutschen überall! Auf einmal höre ich aus der Richtung der Deutschen meinen Namen: „Manu?“
Ich bin etwas verdutzt, schaue mich um und erkenne die zwei deutschen Jungs und die zwei deutschen Mädels, die in White Sandy Beach zu meiner „Familie“ gehört haben. Es gibt mal wieder ein ganz großese Hallo! Ich freue mich, dass ich jeden Tag auf der Fähre alte Bekannte wieder treffe. Wie eine art Klassentreffen an jedem zweiten Tag.
Die beiden Mädels kommen mit mir zum Beachcomber, eine Insel die für ihre Partys bekannt ist. Ich habe darauf so gar keine lust. Ich habe seit ich in Fidschi bin auch keinen Tropfen Alkohol getrunken, denn ich finde hier alles viel zu entspannt und gemütlich um meine Sinne irgendwie zu vernebeln.
Im Beiboot zum Beachcomber sitzt dann wieder der große Mann mit den vielen Tatoos und seine Freundin. Endlich haben wir die Chance mal etwas mehr miteinander zu sprechen als „Hallo“ und „Danke“. Sein Name ist Nolan und seine Freundin ist nicht seine Freundin sondern eine Freundin mit dem Namen Vanessa.
Wir verbringen zu fünft einige Zeit hier aber keiner will richtig feiern. Zudem ist die Insel nicht sehr gut besucht, sodass die „Party“ dann doch eher recht mager ausfallen würde. Der Schlafsaal ist aber gigantisch groß. Ich denke dass hier weit über 200 Personen schlafen könnten, jedoch ist es sogut wie leer. Nein, diese Insel gefällt mir nicht wirklich.
Ich gehe heute früh ins Bett, allerdings höre ich die laute Musik bis sehr sehr spät in die Nacht. Am nächsten Morgen fühle ich mich etwas gerädert. Auf der Insel will ich eigentlich nicht wirklich lange bleiben. Blöderweise kommt meine Fähre zurück zum Festland erst heute Abend. Ich sitze mit den deutschen Mädels zusammen, versuche etwas auf den harten Bänken zu schlafen und irgendwann kommt die Erlösung: „Boarding!“
Als ich auf die Fähre komme sehe ich Yasemin und Jack, die gerade auf das Beiboot steigen wollen von dem ich gerade gebracht wurde. Ich sage Yasemin auf Deutsch, dass die Insel die schlechteste bisherige Insel ist und sie sagt es Jack leise auf Englisch. Beide werden mir später zustimmen.
Ich sitze mit Nolan und Vanessa auf der Fähre und erzähle ihnen von meinen Erfahrungen hier in Fidschi. Ich erzähle davon dass ich hier feststellen durfte dass mir vor allem die Mädels gefallen haben die einen Freund hatten. Egal ob das Tessa, Patricia oder Emilia waren. Als wir alle ein wenig über dieses Phänomen philosophieren verlassen wir in Nadi die Fähre und auf einmal sehe ich Emilia hinter uns die Fähre verlassen.
Ich freue mich ein Loch in den Bauch und verabrede mich gleich mit ihr zum Abendessen. Es ist ja schließlich kein Verbrechen sich mit schönen Frauen zu umgeben. Wir treffen uns etwas später und man merkt dass es Emilia offensichtlich viel besser geht. Sie ist viel lockerer und macht ihre Späße.
Ein schwimmendes Paradies
Der nächste Tag ist mein letzter voller Tag hier in Fidschi. Ich habe von mehreren Leuten gehört dass die „Cloud 9“ ein Erlebnis wert sein soll. Cloud 9 ist dabei eine schwimmende Plattform mitten im Ozean. Man kann dort Cocktails trinken, bekommt Pizza und genießt einfach nur das schöne Wasser um einen herum.
Ich werde früh abgeholt und zum Hafen gebracht. Mit mir im Bus sind drei Australier und eine Deutsche. Wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut. Mit einem Schnellboot werden wir zur Plattform hinaus gebracht. Als wir näher zur Plattform kommen werden überall die Fotoapparate gezückt. Es ist mal wieder surreal schön.
Wir verbringen den gesamten Tag zusammen. Wir springen von oben ins Wasser, essen unsere Pizzen und genießen einfach das Leben in vollen zügen. Hier schreiben ich viele, viele Postkarten und die Zeit vergeht wie im Fluge. Eigentlich wollte ich ein Video von der Plattform machen, aber ich bin viel zu beschäftigt mit nichts tun.
Als wir mit dem Boot wieder abgeholt werden und das Boot gerade die Plattform verlässt fällt mir ein dass ich doch eigentlich ein Video machen wollte. Neben mir sitzt Uni aus Australien. Sie ist begeisterte Hobbyfotografin und hat heute viele Fotos von mir gemacht. Am Festland verabschieden wir uns alle voneinander mit dem Glauben dass wir uns nie wieder sehen werden.
Als ich zurück in meinem Hostel bin schreibe ich Yasemin. Ich weiß dass sie heute vom Beachcomber zurück nach Nadi gekommen ist. Wir haben schon vorher ausgemacht, dass wir uns heute richtig voneinander verabschieden werden. Der Plan ist jetzt, dass ich zu ihr ins Hotel zum Abendessen kommen werde und wir ein letztes Abschieds-Dinner haben.
Als ich zur Rezeption gehe um ein Taxi holen zu lassen sehe ich neben mir ein blondes Mädel, das wie wild auf ihrem Handy tippt. Na die kenn ich doch! Ich wusste nicht dass Ronja im selben Hostel wohnen wird wie ich. Ich stehe neben ihr, hole mein Handy heraus und schreibe ihr auf Facebook „Schau mal nach rechts!“.
Als sie mich neben sich bemerkt kriegt sie erst einen riesen Schreck und anschließend umarmt sie mich. Sie plant gerade ihre Reise nach Neuseeland und ist so aufgeregt weil sie garnicht vorher geplant hatte nach Neuseeland zu kommen. Ich frage sie ob sie mit zu Yasemin kommen möchte und schon sitzen wir zusammen im Taxi.
Bei Yasemin gibt es dann zum Abendessen Sushi und wir haben einen richtig schönen Abend zusammen. Es ist das letzte mal dass wir uns sehen werden und es ist ein absolut würdiger Abschied für zwei Wochen gemeinsames reisen. Wir lachen viel und machen einigen Blödsinn. Ziemlich spät fahrern dann Ronja und ich wieder zurück zu unserer Unterkunft.
Unverhofft kommt oft
Am nächsten Morgen treffe ich mich mit Ronja zum Frühstück. Ich hab allerdings ganzschön lange geschlafen sodass sie mir nur noch zuschaut, da sie schon vorher gegessen hatte. Ich habe mich zudem für den Mittag mit Patricia verabredet.
Als ich im Stadtzentrum von Nadi ankomme laufe ich zu den vereinbarten Ort. Von der Ferne sehe ich Patricia. Während ich auf sie zu laufe kommt eine Asiantin daher und umarmt Patricia. Ich erkenne sie: Das ist Uni mit der ich am Tag vorher noch bei Cloud 9 war. Zufälle gibts! Ich komme näher und Umarme beide auf einmal.
Als ich die Umarmung wieder löse schauen mich beide mit dem selben Gesichtsausdruck an und fragen gleichzeitig: „Ihr kennt euch?“. Uni und Patricia haben gemeinsam bei einem Volunteering Programm hier in Fidschi gearbeitet und daher kennen sie sich. Ich wusste es von beiden, habe allerdings die Verbindung nicht vorher hergestellt.
Wir verbringen ein paar Stunden zusammen. Irgendwann meint Uni dass sie los muss, da sie heute wieder zurück nach Australien fliegt. Ich frage sie wann ihr Flug geht, aber da ihr Flug deutlich früher ist als meiner verabschieden wir uns abermals zum letzten mal. Ich bleibe noch mit Patricia sitzen und gebe ihr später mein Buch. Sie hat keines mehr zum lesen.
Schließlich verabschiede ich mich von Patricia und fahre zurück zum Hostel. Ich sitze am Pool und schreibe weiter meine ettlichen Postkarten. Irgendwann kommt ein Mann zu mir und fragt mich ob ich ich sei. Er ist nämlich mein Fahrservice zum Flughafen und nachdem er heute Abend eine religiöse Feier Zuhause hat würde er mich gerne früher zum Flughafen bringen.
Ich stimme zu (Postkarten kann ich auch am Flughafen schreiben) und wir fahren los. Auf dem Weg zum Flughafen nimmt er noch drei Fidschi Damen mit, die alle erst nicht sehen dass ich auch im Auto sitze. Nachdem sie eingestiegen sind sehen sie mich und fragen mich Löcher in den Bauch. Zwei der drei bieten mir sogar an mich mit nach Hause nehmen zu wollen.
Als ich dankend die Einladung abgelehnt habe (ich hab ja schließlich einen Flug zu erwischen) ging ich erstmal durch die gesamte Check-In Prozedur. Nachdem ich vor den ganzen Gates stehe sehe ich ein vertrautes Gesicht: Uni! Langsam bekomme ich das Gefühl als würde ich verfolgt werden. Ich setze mich neben sie und auch sie bekommt erstmal einen Schreck bevor sie mich umarmt.
Wir unterhalten uns nur kurz, denn ihr Flug geht kurze Zeit später. Wir verabschieden uns abermals fürs letzte mal und ich setze mich in eine ruhige Ecke und schreibe meine Postkarten. Neben mir sitzt ein älteres australiesches Pärchen. Sie sprechen mich an und nachdem sie erfahren dass ich aus Deutschland bin haben sie viele Fragen.
Wir reden hier, wie schon so oft auf meiner Reise, über die Flüchtlinge in Deutschland. Wie Deutschland das bewerkstelligt und was meine Meinung als Deutscher dazu ist. Es ist offensichtlich dass die gesamte Welt nach Deutschland schaut und daran interessiert ist wie wir es bewerkstelligen werden.
Später verabschieden wir uns voneinander und ich werfe meine Postkarten ein. Ich setzte mich hin und denke daran dass ich in wenigen Tagen wieder in Asien sein werde. Ich freue mich so sehr darauf! Jetzt geht es aber erstmal nach Australien. Nur ein paar Tage. Ich bin müde. Ich werde im Flugzeug schlafen. Ich bin noch auf Fiji-Time.
Wenn man mal ein Foto mit einem Ball machen möchte, hat man grad keinen dabei, gell? Und den Bart hast du ja auch schon abrasiert. Sonst hättest du uns mit ein paar Fotos richtig schocken können. 😉
Wow, jetzt wo ich so weiterlese, kommt der Schock doch noch! Bei der Hai-Geschichte hab ich die ganze Zeit gedacht, dass es doch keine gute Idee ist, Wildtiere zu füttern und dass sowas böse enden kann. Andererseits machen die das dort auch sicher schon länger und dann seh ich den Mini-Hai im Video und denke mir so, „Naja, gut, der kann sicher beißen, aber der hat wahrscheinlich Angst vor Menschen, die ja viel größer sind.“. Und dann kommt der Hammer direkt nach dem Video!
Das mit dem Menschen nach dem Aussehen einordnen kommt mir auch bekannt vor. Das geht mir oft so, aber man behält das meistens für sich, weil man nicht derjenige sein will, der solche verrückten Behauptungen aufstellt.
Wow! Unter einer Felswand durchtauchen! Das würde ich mich nie trauen. Vor allem, wenn es danach nicht hell wird. Da hätte ich panische Angst zu ertrinken. Aber ich finde es toll, dass du solche Sachen machst.
Nur mit den ganzen Frauennamen in diesem Bericht komme ich durcheinander. Die kann ich mir nicht alle merken!
Freut mich jedenfalls, dass es dir wieder besser geht! Und dass du wieder atemberaubend schöne Bilder mitgebracht hast. Bei dem Bild „Hier sitze ich und lese mein Buch“ hab ich mich erst gefragt, was mit deinem Bein passiert ist, bis ich gemerkt habe, dass das nur ein Baumstamm ist. Echt ein cooles Foto! Und was ist eigentlich ein Wettbewerb um die Tanline?
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