Kamakura und ein Spaßhaufen
Tag 58-60: Nachdem ich mich von meiner vorherigen Reisegruppe in Niigata verabschiedet habe, bin ich dann mit Bi Chu weiter nach Kamakura gereist. Naja, eigentlich haben wir uns am Morgen für den selben Abend in Kamakura verabredet, denn ich konnte mit dem Railway Pass den schnellen Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug) nutzen und sie musste die langsamen Lokalzüge verwenden (also ich brauchte etwa 1,5 Stunden wohin Bi Chu etwa 5 Stunden gebraucht hat).
Als ich in Kamakura angekommen bin hatte ich noch keine Unterkunft für den Abend. Deswegen bin ich erstmal zur Unterkunft gekommen, in der Bi Chu und ihre Freunde ein Bett reserviert haben. Leider war die Unterkunft komplett ausgebucht. Ich hab dann anschließend eine Bett in einem Guesthouse in der nähe des Bahnhofs bekommen.
Als alles geklärt war ging ich erstmal mit Bi Chu zum Tsurugaoka Hachiman-gu Tempel (um es einfach zu halten: Ein Tempel in Laufreichweite vom Bahnhof). Inzwischen ist es schon dunkel geworden, was uns aber nicht davon abgehalten hat dort am Tempel ein kurzes Gebet zu verschicken.
Nachdem wir den Tempel besucht haben sind wir über eine kleine Brücke gegangen und standen auf einmal auf einer Insel, die einen Schrein beherbergte. Bi Chu fühlte sich nicht sehr wohl, da sie angst vor den Geistern dort hatte und die Geister nicht stören wollte. Es hat sich daraufhin eine sehr gute Diskussion entwickelt darüber mit welchen Erwartungen man an etwas ran geht, welche Absichten man hat. Nachdem die Geister wissen dass wir keine bösen oder respektlosen Absichten haben können sie uns auch nicht schlecht gestimmt gegenüberstehen.
Inzwischen ist Dominik (ein Deutscher Austauschstudent, den ich schon in Kanazawa kennengelernt habe) und William (ein Kanadischer Austauschstudent) auch in Kamakura angekommen. Wir hatten alle Hunger und sind dann zusammen zum Okonomiyaki essen gegangen. Es war mein erstes Okonomiyaki überhaupt seit ich hier bin und es hat wie immer soooo gut geschmeckt.
Ich fühle mich so gesegnet
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen von diversen Tempeln. Kamakura ist neben seinen großen Buddha auch für seine Tempel bekannt. Unsere erste Station war der für seinen Bambus bekannten Tempel Hokokuji. Wir sind zu dem Tempel gegangen und haben direkt am Eingang Fotos von dem Garten gemacht ohne zu wissen wie schön es hinter dem Tempel ist.
Hinter dem Tempel ist ein großer Bambuswald, wobei in einer Ecke des Waldes eine kleine Hütte steht. Dort haben wir dann eine Schale Matchatee getrunken und schweigend in den Bambuswald geschaut. Die Atmosphäre war entspannt und bedächtig. Fast wie eine kleine Meditation an Ort und Stelle.
Nachdem wir unseren Tee geleert haben, haben wir noch etwas weiter den Tempel erkundet und uns im schönen Garten verloren.
Anschließend ging es weiter zum ältesten Tempel in Kamakura, dem Jomyo-ji Tempel. Der Tempel hat eine ganz andere Atmosphäre als der Bambus Tempel! Alles wirkt viel älter und rustikaler. Der Vorteil am Jomyo-ji Tempel war allerdings der, dass man hinein gehen durfte und sogar hinter den Altar. Dort wurden dann mehrere Gebete von uns allen zu den Göttern geschickt (ich bin mir nicht sicher wie das abläuft, da es alles Buddhistische Tempel sind).
Nach Tempel Nummer zwei kam dann direkt anschließend Tempel Nummer drei. Diesmal sind wir zum Kencho-ji Tempel gefahren, der seineszeichen der Ursprung einer Zen-Buddhisten Glaubensgemeinschaft ist. Der Tempel ist deutlich größer als die vorherigen und wird heute noch von Mönchen bewohnt.
Es war möglich dort in die Haupthalle zu gehen und wir haben uns nach einiger Zeit an den Rand der Halle gesetzt, wobei die Wände nach Außen geöffnet waren und das leise plätschern eines kleinen Wasserfalls den Moment akustisch untermalte. Zudem roch es nach frisch angezündeten Räucherstäbchen und die Luft war klar aber nicht kalt. Ich saß etwa eine halbe Stunde dort und fiel in einen meditativen Zustand ohne es beabsichten zu wollen: Ich sprach nicht und hatte kaum Gedanken.
Nachdem wir heute drei Tempel besucht haben und auch an jedem Tempel ein Gebet abgesetzt haben hatten wir genug für diesen Tag von Tempeln. Wir waren erschöpft und wollten etwas anderes für den Abend machen. Wir haben (auf meinen Vorschlag hin) uns dann dazu entschlossen in den lokalen Onsen zu gehen. Diesmal war der Onsen viel kleiner als in Niigata, dafür gab es eine Besonderheit: Das Wasser war schwarz! Na das muss ja wirklich gesund sein.
Nach dem Onsen waren wir alle mal wieder tiefenentspannt und haben den Tag nach einem guten Abendessen beendet.
Mein kleiner, malaysischer Freund
Der nächste Tag began mit einem Ausflug mit Dominik und William zum einem Literaturmuseum. Das Museum ist in einer Villa, die nach westlichen Stil erbaut wurde. Ich hatte in meiner Vorstellung dass vermutlich ein paar Sachen dort auf Englisch erklärt werden würden. Leider lag ich an der Stelle falsch. Alles war auf Japanisch und ich konnte garnichts verstehen. Dominik und William konnten allerdings Japanisch lesen, was ein klarer Vorteil ist wenn man zu einer Literaturausstellung in Japan geht.
Für diesen Tag hatte sich ein weiterer Freund und Austauschstudent angekündigt, der nur für diesen Tag nach Kamakura kommen will um noch ein paar Stunden mit Dominik, William und Bi Chu verbringen zu können. Kenny kommt aus Malaysia und hat ein Jahr lang mit zwei Deutschen zusammen in einer WG gewohnt. Er hatte die Fähigkeit sich Sprachen sehr schnell zu merken und hat dadurch sehr viele Deutsche (unanständige) Ausdrücke beherrscht. Sein Wortschatz umfasste sogar „Mein kleiner, malaysischer Freund“ (die unanständigen Audrücke werden hier nicht näher beschrieben).
Wir haben uns schließlich alle am Kotoku-in verabredet. Der Kotoku-in ist dabei eine besonders große Buddha Statue und das Wahrzeichen von Kamakura.
Nachdem den Buddha ausgiebig erkundet haben und dabei sehr viel gelacht hatten (vorzugsweise über die unsagbaren Deutschkenntnisse von Kenny), ging es weiter ein paar Pläne für den restlichen Tag zu schmieden. Ein Mann aus meinem Hostel hat mir vor ein paar Tagen den Tipp gegeben, dass wir vom Buddha aus eine kleine Wanderung machen sollten und dabei bei einem verborgenen Tempel vorbei kämen. Da wir nicht viel vorhatten sind wir also wandern gegangen.
Wir haben schließlich den besagten, verborgenen Tempel gefunden und ich war absolut angetan von diesem Tempel. Man musste durch einen Tunnel in ein kleines Tal gehen, das an drei Seiten mit Felswänden abgeschlossen war und an der vierten Seite von dichten Wald bewachsen. Sobald man in das Tal kommt riecht es nach Räucherstäbchen und ein Becken zur rituellen Waschung begrüßt einen.
Im Tempel angekommen habe ich gesehen wie Menschen sich eine Prophezeiung geben lassen. Ich wollte es auch einmal ausprobieren und hatte zum Glück Bi Chu bei mir, die als meine persönliche Buddhismus Spezialistin fungierte. Bi Chu erklärte mir wie ich ein Stäbchen ziehen soll. Dieses Stäbchen hatte eine Nummer aufgedruckt, die dann zu einer besonderen Prophezeiung führte. Es gibt mehrere Stufen von Prophezeiungen und die, die ich gezogen hatte war zwar keine schlechte, aber so ganz gut war sie dann doch nicht.
Mir würde vorher gesagt, dass ich während ich reise all mein Geld verlieren werde und es für mich besser ist in den Norden zu reisen, statt in den Süden. Desweiteren werde ich wohl all meine Ziele erreichen, jedoch wird es mich sehr viel Anstrengung und ein paar Opfer kosten. Damit meine Prophezeihung dann doch nicht so schlimm wird, habe ich den Zettel den Göttern überlassen, damit sie das Schlimmste von mir abwenden können.
Da mir die Prophezeihung ja sagte dass ich all mein Geld verlieren werde konnte ich an dem Tempel noch mein Geld waschen. Dafür habe ich ein paar Münzen in eine Schale gelegt und die Schale mit Wasser durchgespühlt. Anschließend kann ich das saubere Geld wieder an mich nehmen. Dieses Ritual soll das Geld vermehren.
Unsere Wanderung ging weiter und wir kamen zu einen anderen Tempel. Dort arbeitet ein alter Mönch, der sehr freundlich war und gleich mit uns sprach. Ich hab als einziger natürlich kein Wort verstanden aber von seiner Körpersprache konnte ich verstehen dass er unglaublich herzlich und freundlich ist. Er hat uns schließlich auch gezeigt wie man die Katze richtig „streichelt“.
Bei diesem Tempel gab es dann auch einen Seelenstein. Der Glaube ist dass man eine Münze an die Götter spendet indem man die Münze an den Stein bindet, dessen Geschlecht man finden will. Es ist auffällig dass viel weniger Frauen gesucht werden als Männer. Ich habe jedenfalls mein Glück nicht aufs Spiel setzten wollen und habe die Götter darum gebeten mir meine Seelenverandte zu schicken. Ob ich sie schon längst gefunden habe oder nicht hat mir hier natürlich keiner beantworten können.
Damit war die Wanderung aber auch schon fast zu Ende. Wir sind dann zum nächsten Bahnhof gelaufen und von dort aus zurück nach Kamakura gefahren.
Haben wir mal wieder Glück
Nachdem wir zurück waren haben wir uns schnell ein Abendessen besorgt (Ramen! Ich liebe es!) und sind dann zum Hase-dera Tempel gegangen, der an dem Abend zufällig ein Lichterfest beherbergt hatte. Wir hatten unglaubliches Glück genau an dem Abend dort zu sein, denn es war unglaublich schön! Jeder Besucher hat eine Laterne in die Hand gedrückt bekommen und damit hat sich im Dunkeln ein Lichtermeer von Laternen über das Gelände des Tempels erstreckt.
Heute war der Tag des Abschieds gekommen. Die Gruppe war zum letzten mal so zusammen, da Bi Chu noch am selben Abend zurück nach Tokyo musste, Kenny musste zum Flughafen und Dominik und William werden noch ein paar Tage mehr in Kamakura bleiben während ich am nächsten Tag nach Tokyo will. Es war eine unglaublich schöne Zeit zusammen mit sehr, sehr viel Gelächter und auch einigen tiefgründigen und ernsten Gesprächen. Ich habe es so sehr genossen!
Wie immer bin ich total hin und weg! 楽しんでね!
Und wie immer freu ich mich dass du so fleißig mitliest 😉
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